Gratwanderung auf Nagelfluh
- Luftibus
- 19. Okt. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Über zehn Berge gehen wir auf einer der schönsten Wanderungen der Voralpen. Höhepunkte der Tour vom Atzmännig nach Steg sind Tweralpspitz, Chümibare und der höchste Zürcher Berg, das Schnebelhorn.

Auf dem Weg zum letzten Berg der Tour, dem Roten.
Was in den Hochalpen eine Tour mit mehreren Viertausendern ist, ist in den Voralpen die Gratwanderung vom Atzmännig nach Steg im Tösstal. Sie findet 3000 Meter weiter unten statt, und man braucht weder Steigeisen noch Seile.
Aber auch die «Gipfel» Schwammegg (1282 Meter hoch), Rotstein (1285), Tweralpspitz (1332), Chümibare (1314), Habrütispitz (1275), Rossegg (1254), Schindelberghöchi (1234), Schnebelhorn (1292), Hirzegg (1088) und Roten (1148) verlangen ihre Strapazen ab. Und an manchen Stellen tun sich auch hier Abgründe auf. Die Gedenkkreuze entlang des Weges zeigen, dass man auch hier bös verunglücken kann.

Bei der Schwammegg bietet sich eine Aussicht auf den Säntis.
Wir beginnen unsere Wanderung auf dem Oberatzmännig, nach einer gemütlichen Fahrt mit der Sesselbahn. Kurz nach der Bergstation gibts bereits den ersten steilen Anstieg. Anschliessend folgen wir dem Gratweg in Richtung Rotstein. Hier haben wir eine schöne Aussicht auf Toggenburg, Säntis und Churfirsten.
Nagelfluh und Buchenwälder
Mehrmals durchqueren wir mit Nagelfluhbrocken durchsetzte Buchenwälder. Weiter gehts auf den höchsten Punkt der Route, den Tweralpspitz. 20 Minuten später erreichen wir die Chrüzegg. Wer jetzt schon rasten will, setzt sich hier auf die Terrasse des Bergrestaurants und blickt hinunter ins Goldingertal. Einen noch besseren Ausblick bis auf die Glarner und Innerschweizer Alpen haben wir paar Meter weiter oben auf dem Chümibarren.

Auf dem Weg zum Tweralpspitz.
Beim folgenden Abstieg ziehen wir die Jacke an, denn er führt durch einen moosigen und dunklen Tannenwald, der sich bis zum Habrütispitz erstreckt. Von der Schindelberghöchi an folgen wir der Kantonsgrenze zwischen St. Gallen und Zürich. Es folgt der steile Anstieg auf den höchsten Zürcher. An manchen Tagen gibts am Gipfelkreuz des Schnebelhorns grosses Gedränge. Weil man mit dem Auto bis nahe an den Gipfel fahren kann, begegnen wir hier oben auch leicht beschwipsten Ausflüglern in Halbschuhen.
Chäs und Speck im Tierhag
Im «Tierhag» unterhalb des Schnebelhorns gibts die verdiente Stärkung. Allerlei Währschaftes finden wir auf der Karte. Bevor man aber die Tour mit einem leeren Rucksack unter die Füsse nimmt, sollte man zu Corona-Zeiten vorgängig nachfragen, ob die stimmige Bergbeiz geöffnet ist.

Auf dem Schnebelhorn gibt es manchmal ein Gedränge.
Der Rest der Route ist Kür: In den Buchenwäldern um die Hirzegg und den Roten macht das Wandern im Herbst richtig Spass. An manchen Stellen versinken wir bis zu den Waden im trockenen Laub. Wir rennen ein paar Schritte und erfreuen uns am Rascheln der Blätter.
Die Hulftegg ist nicht weit
Auf dem Roten merken wir, dass der Töffpass Hulftegg nicht mehr weit ist: Das Grollen der Harleys und Ducatis ist unüberhörbar. Auf Kieswegen, teilweise auf Asphaltsträsschen, erreichen wir Steg. Die S-Bahn bringt uns wieder ins Flachland.
Noch ein Tipp: Wer sich jetzt mit Schwitzen, Kneippen und Baden von den Strapazen erholen will, macht am besten in Wald einen Zwischenhalt. Im Bleichibad, dem stilvoll eingerichteten Wellness-Bijou in einer alten Fabrik, können Badetücher und -hosen auch gemietet werden. Auf der Grossleinwand über dem kleinen Pool schauen wir die schöne Voralpengegend, die wir tapfer durchwandert haben und die der Filmer Tonio Krüger wunderschön aufgenommen hat, aus der Vogelperspektive an.

Immer dem Grat zwischen Toggenburg und dem Tösstal nach.
Auf den höchsten Zürcher – und neun weitere Berge
Route: Oberer Atzmännig – Schwammegg – Rotstein – Tweralpspitz – Chrüzegg – Chümibare – Habrütispitz – Rossegg – Schindelberghöchi – Schnebelhorn – Hirzegg – Roten – Steg
Anreise: Bus nach Atzmännig Schutt, Sesselbahn auf den Oberatzmännig.
Infos: Dauer 5,5 Std. (ohne Pausen); Distanz 16,4 km; Höhendifferenz 734 m aufwärts, 1233 m abwärts.
Einkehr: Berggasthaus Chrüzegg, Wattwil; Alpwirtschaft Tierhag, Steg.
Rückreise: Zug oder Bus ab Steg.
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