Frühlingseuphorie und Chnüüschlotteri
- Luftibus
- 28. Apr. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Mai 2021
Der Stockberg sieht aus wie ein zu flach geratener Kamelhöcker und fristet ein Dasein als Mauerblümchen. Zu Unrecht, wie eine Wanderung auf seinen Kulm zeigt.

Die prächtige Aussicht vom Stockberg Richtung Lachen und Rapperswil-Jona.
Manche Berge werden nie berühmt. Der am Eingang ins Wägital gelegene Stockberg ist einer von dieser Sorte. Seine an einen etwas zu flach geratenen Kamelhöcker erinnernde Form ist wenig markant, seine Nachbarn sind höher und bekannter. Ein weiterer Grund, warum ihn nur wenige Leute besteigen: Mit dem Auto oder mit den ÖV kommt man nicht nahe an seinen Kulm heran. Bachtel, Etzel, Schnebelhorn und Co. haben es in dieser Beziehung viel einfacher.
Wenig begangene Wege
Natürlich hat das Vorteile. Auf dem Stockberg haben wir unsere Ruhe und treffen auf keine angesäuselten Familien- oder Vereinsgesellschaften in Halbschuhen. Die Wege auf und um ihn herum sind so wenig begangen, dass sie an manchen Stellen ihren Namen nicht verdienen. Das erfordert freilich ein gutes Auge, das die rot-weissen Markierungen an Bäumen, Felsen und Pfählen findet – oder eben die App SchweizMobil, die Sie mit dem Link oben füttern können.

Links der Grosse, rechts der Kleine Aubrig.
Kurz vor zehn Uhr steigen wir an der Station Vorderthal, Flühbödeli aus dem Bus. Nach dem ersten Aufstieg legen wir bereits eine Pause ein, um im Restaurant «Kapelle» einen Kaffee zu trinken. Im Sommer 2017 war das Lokal vollständig abgebrannt. Im Neubau wirten nun Vroni und Hubert Lendi- Züger. Mit Herzblut servieren sie bürgerliche und volkstümliche Küche. Wir nehmen uns vor, das sympathische Restaurant bald wieder und vor allem mit mehr Hunger zu besuchen.
Wägitaler Prominenz
Wunderbar sind die Ansichten, die sich uns nun bieten. Zwischen üppigen Blumenwiesen und einem stahlblauen Himmel erblicken wir die versammelte Wägitaler und Glarner Prominenz. Chöpfenberg, Tierberg, Bockmattli, Zindlenspitz, Mutteristock und Fluebrig tragen noch ihr weisses Frühlingsgewand.

Auf dem Weg zum Kulm.
Frühlingseuphorie nennt man wohl das, was wir bei diesem prächtigen Anblick empfinden. Dem Vieh scheint gleich zu ergehen. Bocksprünge, Muhen und Blöken sind öfter wahrzunehmen als sonst.
Blick auf die Lachner Zwiebeltürme
Oberhalb Schwändeli durchqueren wir auf einem malerischen, wenig begangenen Pfad einen Wald, bevor wir die teilweise steilen Wiesen am Kulm erreichen. Beim Gipfelkreuz angekommen erblicken wir zum ersten Mal auf dieser Wanderung den Zürichsee und seine Umgebung. Wir haben Glück: Die Fernsicht ist ausgesprochen gut, und die Lachner Zwiebeltürme wirken zum Greifen nah.

Auf dem Abstieg Richtung Tostel, im Hintergrund der Säntis.
Wir geniessen diesen Anblick ausgiebig, bevor wir uns an den Abstieg machen. Die Karte verrät uns zum Voraus, was uns nun erwartet: Nach einer steilen Wiese folgt bis Tostel eine leicht abfallende Kiespiste. Anschliessend wird es richtig gäch. Nach einigen Metern auf dem Pfad, der sich teilweise über Treppen und Steinblöcke durch den Schübelbacher Bann hinunterschlängelt, bekommen wir den Chnüüschlotteri. Beim Marsch durch die Wohnquartiere Siebnens stabilisieren sich unsere Kniegelenke wieder.

Sonniger Auf- und schattiger Abstieg
Route: Flühbödeli – Port – Schwändeli – Stockberg – Tostel – Schübelbacher Bann – Siebnen
Anreise: Bahn nach Siebnen, Bus nach Vorderthal, Flühbödeli
Infos: Dauer 4,5 Std. (ohne Pausen); Distanz 14 km; Höhendifferenz 677 m aufwärts, 863 m abwärts; minimale/maximale Höhe 433 m / 1212 m.
Einkehr
Restaurant «Kapelle», Port, Siebnen, Mo und Di geschlossen, Tel. 079 356 32 68
Rückreise
Bahn ab Siebnen-Wangen

Blumenwiese auf der Schwändelen.

Auch die Kühe sind an diesem Frühlingstag bestens gelaunt.
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