Ein Bach mit zwei Namen
- Luftibus
- 20. Nov. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Nov. 2020
Auf der Wanderung von St. Gallenkappel nach Schmerikon besuchen wir das Neuhüslertobel und die Aabachmündung. Wir folgen dabei einem Gewässer, das zuerst Goldingerbach und dann Aabach heisst.

Die Aabachmündung bei Schmerikon.
Der Goldingerbach entspringt am Südhang der Chrüzegg und schlängelt sich durchs Goldingertal dem Obersee entgegen. Seinen Namen verdankt er den Goldsuchern, die im Mittelalter in seinem Quellgebiet Funde machten. Wahrscheinlich schürften die Goldsucher auch an seinen Unterlauf im Neuhüslertobel und am Fusse des Uznabergs.
Wahrscheinlich ist auch, dass sie dort nicht mehr fündig wurden. Vielleicht verliert der Bach deswegen in dieser Gegend seinen glamourösen Namen und nennt sich von da an bescheiden Aabach. Wir haben uns vorgenommen, den unteren Teil des Goldingerbachs und den Aabach bis zu seiner Mündung in den Obersee abzuwandern.
Refugien der Natur
Tobel sind immer wieder für Überraschungen gut. Im Schutz von nicht bewirtschafteten Wäldern und schroffen Hängen hat hier die Natur die Oberhand behalten. Wir haben in der Frischen Luft schon mehrfach berichtet über die in beträchtlicher Anzahl vorhandenen Refugien, die bis heute dem Siedlungsdruck widerstanden haben.

Im Neuhüslertobel.
Nur wenige Ortskundige dringen in diese feuchten Lebensräume ein. Auch im Neuhüslertobel zwischen Neuhaus und St. Gallenkappel sind Tiere und Pflanzen die einzigen Lebewesen, denen wir an einem herbstlichen Sonntagmorgen begegnen. Kein Wunder, denn von Nordosten her müssen wir uns den Zugang zum Tobel mit einem beträchtlichen Umweg und einigen Höhenmetern verdienen. Schon bevor wir ins Tobel gelangen, wird unser Umweg belohnt: Der Rappengrund mit seinen wellenförmig angeordneten Hügelzügen ist eine sehr ansehnliche Landschaft.

Hinter diesem Wald am Rappengrund verbirgt sich das Tobel.
Beim Blick Richtung Süden wird uns aber Gewahr, dass die Gemeinden am Ricken schon viel Bauland verkauft haben an Hüslibauer und Pendler. Ein paar Schritte entfernt von der Moränenlandschaft im Rappengrund beginnen wir den Abstieg ins Neuhüslertobel. Die ersten Tobelbewohner, die wir sehen, sind ein paar Forellen.
Ringelnattern und Eisvögel
Informationsschilder klären uns auf, wer sonst noch in dieser moosigen Spalte wohnt: Spechte, Eisvögel, diverse Greif- und Singvögel, Dachse, Rehe, Fledermäuse, Echsen und Ringelnattern sind einige davon. An diesem grauen Novembertag bekommen wir neben den Forellen nur wenige Vögel zu sehen. Von einem letzten Besuch im Sommer wissen wir aber, dass man hier mit etwas Glück Ringelnattern und Eisvögel beobachten kann.

Ein Pool im Neuhüslertobel. Hier kann man im Sommer baden.
Nach der Unterquerung der Rickenstrasse folgt der Wanderweg nicht mehr dem Aabach, sondern macht einen Umweg über die Matten um Bauwil. Erst bei der Einmündung des Ranzachtobels verläuft unser Weg wieder direkt am Wasser.
Feiner Zmittag im «Bad am See»
Abgesehen von einem kleinen Umweg beim Autobahnzubringer Schmerikon folgen wir nun dem Aabach bis zu seiner Mündung in den Obersee. Dieser Abstecher lohnt sich, denn die Kiesstrände in diesem Gebiet gehören zu den schönsten Uferzonen der Region.
Weil wir uns zeitig auf den Weg gemacht haben, können wir unsere Wanderung abschliessen mit einem Mittagessen im «Bad am See» beim Schmerkner Bahnhof. Es gibt frische Felchen aus dem Obersee und ein Riesling x Sylvaner von den Freienbacher Leutschen.

Vom Goldingerbach zur Aabachmündung
Route: St. Gallenkappel – Rappengrund – Neuhüslertobel – Aatal – Bauwil – Uznaberg – Aabachmündung – Schmerikon
Annreise: Bus nach St. Gallenkappel, Station Unterdorf
Infos: Dauer 2,5 Std. (ohne Pausen); Distanz 9,1 km; Höhendifferenz 104 m aufwärts, 261 m abwärts; minimale/maximale Höhe 407 m / 576 m
Einkehr: Restaurant Bad am See, Schmerikon, Dienstag bis Sonntag geöffnet.
Variante: Abstecher zum Aatalweiher machen (plus 45 Min.)

Aussicht vom Rappengrund.

Stausee im Neuhüslertobel.
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