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Der Klassiker am Lametta-See

  • Autorenbild: Luftibus
    Luftibus
  • 14. Apr. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Waschküchenklima am Wasserfall und Saunahitze auf dem Geröllfeld, dazu viel Blattgrün und glitzerndes Petrolblau: Die Wanderung von Amden nach Quinten erfreut die Sinne.

Ausblick von der (heissen) Steinlaui auf den Walensee und Mühlehorn.



Quinten ist mediterran, Quinten hat ein mildes Klima, in Quinten wachsen Feigen, Kiwis und Palmen: Dies haben Sie sicher schon hundertmal gelesen. Also habe ich mir vorgenommen, in dieser Frischen Luft die Walensee-Küste nicht mit der Cinque Terre zu vergleichen.


Doch zwei Kilometer vor dem 56-Seelen-Dörfchen am Walensee erscheint vor meinem inneren Auge eine Illustration, die wir uns in der Primarschule einprägen mussten. Sie erklärt die Funktion der Quintner Heizung, indem sie zeigt, wie die Sonnenstrahlen direkt und indirekt (via Oberfläche des Walensees) die Felsen des Leistchamms und der Churfirsten erwärmen.


Geröllfeld mit Reptilien

Auslöser des Déjà-vu ist die Steinlaui-Lichtung westlich von Quinten. Auf diesem Geröllfeld fühlen wir uns wie auf einem italienischen Acker im Hochsommer. In den ersten Gärten, die wir auf Quintner Boden erblicken, stehen Feigenbäume und stattliche Palmen mit buschigen Kronen.

Die Ammler Sonnenterrasse.


Der Reihe nach: Wir steigen an der Station Amden Post aus dem Bus. Wenige Meter unterhalb des Gemeindehauses führt der Albert-Böni Weg über die Fallenbachschlucht. Zwischen Gadmen und Hinterbetlis folgen wir dem alten Saumweg, der bis 1882 die Verbindung zwischen Amden und dem Rest der Welt war.


Weil die Menschen damals von Osten her ins Dorf kamen (und nicht wie heute von Westen), herrscht in Amden punkto Flurnamen eine verkehrte Welt: Alles was „vorne“ heisst ist hinten. Was „hinten“ heisst ist vorne. Also: Vorderhöhi ist hinten, Hinteraltschen ist vorne.

Die Seerenbachfälle bei Betlis.


Auf dem Saumweg erfreuen uns die wunderbaren Farben, die uns von hier an bis Quinten begleiten werden: Das lichte Grün der Buchenblätter vor dem petrolblauen See in der Tiefe. Oben ein stahlblauer Himmel, und im Südosten die Sonne, die Lametta auf den See streut.


Wasserfall und Quelle

Bald hören wir das Rauschen der Seerenbachfälle – sie sind mit 585 Metern die höchsten Wasserfälle der Schweiz. Sehr viel Wasser kommt gegenwärtig aus der Rinquelle, dem grossen unterirdischen Flusssystem, das wenige Meter neben den Seerenbachfällen aus dem Fels kommt. Nach Regenfällen oder während der Schneeschmelze schiessen pro Sekunde bis zu 10 000 Liter Wasser aus dem Loch.


Nachdem wir uns ein paar Minuten lang im Waschküchenklima erfrischt haben, machen wir uns an den Aufstieg durch den Seerenwald. Bald befinden wir uns oberhalb des Steinbruches, der einmal zum Standort einer riesigen Solaranlage werden sollte. Das Gelände ist sehr steil, doch der Wanderweg ist bestens ausgebaut und teilweise mit Seilen oder Ketten gesichert. Wer unter starkem Schwindel leidet, unternimmt die Wanderung in entgegengesetzter Richtung. So geht man an den schwierigsten Passagen aufwärts und muss weniger in die Tiefe schauen.

Im Quintner Hafen gehen wir aufs Kursschiff.


Als wir Quinten erreichen, legen zwei Kursschiffe an. Hunderte von mehrheitlich alten Menschen bevölkern nun die autofreien Gassen und die Terrassen der beiden Restaurants. Wenige Meter östlich des Dorfzentrums finden wir einen Kiesstrand und schwimmen ein paar Meter im petrolblauen Wasser. Anschliessend geniessen wir auf der Terrasse der „Schifflände“ Walensee-Felchen und Quintner Federweissen. Die MS Quinten bringt uns schliesslich zurück auf die «Alpennordseite» nach Weesen.

Gut neun Kilometer lang ist die Wanderung von Amden nach Quinten. Bild Screenshot SchweizMobil

 

Von der Sonnenterrasse an den Walenseestrand


Route: Amden – Gadmen – Obere Betlis – Vorderbetlis – Seeren – Steinlaui – Laueli – Grappen – Quinten


Infos: Dauer 3 Std., Distanz 9,2 km, Höhendifferenz 348 m aufwärts, 830 m abwärts.

Einkehr: Landgasthof Paradiesli, Betlis, regionale Bio-Küche mit Pfiff, Reservation wird empfohlen. Wirtschaft zur Schifflände, Quinten, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, wunderbare Lage am See.


Hinreise: Bus nach Amden Post


Rückreise: Schiff ab Quinten, Zug ab Weesen

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