Auf der Insel der Stille
- Luftibus
- 22. Juli 2022
- 3 Min. Lesezeit
Den Besuch der Insel Ufenau zelebrieren wir mit Natur, Poesie, Geschichte – und Felchenknusperli zu Federweissem.

Malerisches Ensemble auf der Ufenau (von links): Bootshaus, Gasthaus, Kapelle St. Martin, Weinberg und Kirche St. Peter und Paul.
Neben dem Pfad wird die Wiese sumpfig. Ein paar Meter weiter draussen, gegen den See hin, lichten sich die Gras- und Schilfhalme. Sie schunkeln in kleinen Wellen, die sanft am kaum auszumachenden Ufer lecken. Zwei Enten schwimmen dem Ufer entlang auf das kleine Wäldchen auf der Südseite der Insel zu. Dort ragt ein vor Jahren umgefallener Baum in den See hinaus.
Die Enten watscheln auf den Stamm, legen ihre Köpfe ins Gefieder und halten ihren Mittagsschlaf ab. Grillen zirpen, Vögel zwitschern, die Bäume rascheln in einer leichten Brise. Gelegentlich sind aus der Ferne Kuhglocken, Kinderstimmen oder das Brummen einer Ju-52 zu vernehmen.
Einige Besucher, aber kein Rummel
Es ist Samstagmittag, der erste sonnige Tag der Woche. Der befürchtete Rummel bleibt aus. Auf dem Inselrundgang begegnen wir zwar einigen Spaziergängern. Doch auf der Südseite der Insel frönen wir fast ungestört der Magie dieses Eilands im Zürichsee, das die Menschen seit Jahrtausenden anzieht.
Hier bauten die Römer einen Tempel, hier beteten Heilige und verweilten Prominente aus aller Welt.
Viele Dichter liessen sich von der Ufenau inspirieren. Unter anderem Heinrich Leuthold – nachfolgend ein Auszug aus seinem Ufenau-Gedicht aus dem Jahr 1850:
Ein Lüftchen spielt, ein lindes Gekos des Abendwindes, Wie flüstern eines Kindes um deine grüne Au.
An deinen Busen schwellen wie sanfte Spielgesellen des Sees leichte Wellen So friedlich und so blau.
Regilinde, Laienäbtissin der Zürcher Fraumünsterabtei war im 10. Jahrhundert an Aussatz erkrankt und zog sich auf die Ufenau zurück. Auf den Grundmauern des römischen Tempels liess sie die Kirche St. Peter und Paul errichten, die in den folgenden Jahrhunderten erweitert worden ist.

Von Rapperswil aus erreicht das Kursschiff die Ufenau in wenigen Minuten.
Die Malereien im Innern sind 500 bis 800 Jahre alt und zeigen unter anderem die Leiden der Apostel. Regilindes Enkelin Adelheid wurde die Frau des Kaisers Otto des Grossen. Sie ist dafür verantwortlich, dass die Insel seit 865 in Besitz des Klosters Einsiedeln ist.
Besonderes in kleinen Dosen
Von der Kirche aus sind es nur wenige Schritte bis zum Gasthaus. Innert Kürze haben wir zwei weitere Markenzeichen der Ufenau auf dem Tisch: Felchenknusperli (manche sagen, sie gehören zu den besten am Zürichsee) und ein Fläschchen Federweissen. Letzterer hat seinen Ursprung in den Reben neben uns.

Die Inselkühe verbringen den Nachmittag im Schatten grosser Buchen und Eichen.
Er wird in der Einsiedler Klosterkellerei aus roten Pinot-Noir-Trauben gekeltert, die zuerst gepresst und anschliessend gegoren werden. Auf diese Weise entsteht ein leicht rosa gefärbter und fruchtig-frischer Sommerwein, der uns sehr schmeckt. Unser Ansinnen, ein paar Flaschen bei uns zu Hause einzukellern, scheitert: Der Ufenau-Weinberg ist klein, die Mengen sind beschränkt. Das ist gut so: Besonderes geniesst man am besten in kleinen Dosen, sonst verliert es seine Faszination. Dies gilt nicht nur für den Federweissen, sondern für alles, was diese Insel zu bieten hat.
Inselrundweg, Gasthaus und Gotteshäuser
Anreise: Kursschiff ZSG oder Taxiboot ab Pfäffikon SZ, Fahrplan.
Einkehr: Inselrestaurant Ufenau, Selbstbedienung mit kleiner, aber feiner Karte, sehr gute Fischknusperlli.
Sehenswürdigkeiten: Inselrundweg mit malerisch gelegenen Bänkchen. Kirche St. Peter und Paul (10. Jh.) mit Malereien und dem Grab Ulrich von Huttens. Kapelle St. Martin (12. Jh.) mit gotischer Grabplatte des heiligen Adalrichs.
Varianten: Der Besuch der Ufenau lässt sich mit diversen Wanderungen kombinieren. Zum Beispiel mit Etappen des Zürichsee Rundwegs (siehe www.wanderland.ch, Regionale Routen, „Zürichsee“ in Suchmaschine eingeben).
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