Auf dem Milchweg ins Käseland pilgern
- Luftibus
- 12. Juli 2022
- 3 Min. Lesezeit
Das Ziel unserer Wanderung auf dem Jakobsweg ist für einmal nicht das Kloster Einsiedeln, sondern die Kuhweiden um Einsiedeln und der Käsekeller der Milchmanufaktur.

Kühe vor der Meinradskapelle auf dem Etzelpass.
Milchbauern kauen hartes Brot: Von den rund 50 Rappen, die sie von einer Grossmolkerei für den Liter Milch erhalten, lässt es sich kaum mehr leben. Einen besseren Preis gibt für hochwertige Milch, aus der Spezialitäten hergestellt werden können.
Aus diesem Grund formierte sich 2009 eine Gruppe von Einsiedler Bauern. Gemeinsam mit dem regionalen Entwicklungsverband lancierten sie die Idee, ihre Milch selber zu verarbeiten. Im Jahr 2015 wurde die Vision mit der Einsiedler Milchmanufaktur Wirklichkeit.
Blaues Föhnfenster im Süden
Wir huldigen dieses Innerschweizer Milchwunder, indem wir den Jakobsweg von Rapperswil nach Einsiedeln gehen. Den ersten Kilometer unserer Wanderung legen wir wie die Pilger des Mittelalters zurück: Auf den Planken des Holzstegs, der uns von Rapperswil nach Hurden führt.

Der Föhn sorgt für sichtiges Wetter.
Licht und Wetter sind speziell: Von Norden her hat sich eine dünne Wolkendecke vor den blauen Himmel geschoben. Über dem Etzel und den Gipfeln des Wägitals trotzt ein Föhnfenster einer Schlechtwetterfront. Die Luft ist sichtig, die Berge wirken grösser, und am Bockmattli sehen wir mehr Felsritzen als sonst.
Weniger Genuss haben wir auf den ersten dreihundert Höhenmetern Richtung Etzelpass. Hier erinnert uns der steile Weg an die Pilgerweisheit, dass Erkenntnis mit Verzicht und Schweiss verbunden ist. Bei der Erli-Lichtung wird das Gelände etwas flacher. Bald haben wir die Passhöhe beim Gasthaus St. Meinrad erreicht.
Kühe fressen Heu und Gras
Vor uns liegen nun prächtige, von Mooren durchzogene Wiesen. Hier grasen jene Kühe, deren Milch in der Milchmanufaktur verarbeitet wird. Damit die Milch das Label «Heumilch» verdient, ernähren sich die Kühe nur von Gras, Heu und wenig Kraftfutter.
Auf einem Bauernhof bei Hinterhorben finden wir einen Kühlschrank, dem wir (natürlich gegen Bezahlung) Apfelsaft und Himbeerglace entnehmen. Damit setzen wir uns auf eine Bank, löffeln das Glace und versuchen, die vor uns liegenden Berge richtig zu benennen. Kuhweiden und Magerwiesen säumen unseren weiteren Weg nach Einsiedeln.
Täglich bis zu 5000 Liter Milch
Die Produktionsräume der Milchmanufaktur sind mit grossen Fenstern versehen. So können wir zuschauen, wie die Einsiedler Käser mit der Harfe den Käsebruch herstellen oder mit einer Bürstenmaschine die im Käsekeller gelagerten Laibe einreiben. Wer noch genauer hinschauen will, kann jeweils samstags um halb elf an einer Führung teilnehmen. Oder er stellt mit einer Gruppe in der schmucken Schaukäserei selber Käse her.

Die Milchmanufaktur gibt es seit 2015.
In diesem Jahr wird die Milchmanufaktur erstmal mehr als eine Million Liter Milch verarbeiten. Dass die Milchprodukte aus Einsiedeln viele Abnehmer finden (mittlerweile gehören auch Grossverteiler wie Coop dazu), liegt an der Qualität der Produkte. Die meisten Käse werden aus roher Heumilch hergestellt.
Seit dem Beginn vor fünf Jahren sind regelmässig neue Käsesorten und weitere Produkte dazugekommen. Auf den Sommer 2020 hin lancierte die Milchmanufaktur verschiedene Glace-Sorten.
Mutschli, Wysser und Bsetzistein
Unseren Besuch im Einsiedler Käseland runden wir mit einer Degustation und einem Besuch des im modernen Alpenschick gestalteten Restaurants ab. Hier probieren wir unter anderem das Bergmutschli, den Wyssen (Typ Brie) und den Bsetzistein (Hartkäse). Sie schmecken so gut, dass wir im nebenan liegenden Laden Vorräte einkaufen. Für einmal werden unsere Rucksäcke am Abend schwerer sein als am Morgen.

In fünf Stunden wandern wir von Rapperswil-Jona nach Einsiedeln.
Über den Zürichsee, den Etzelpass und die Schwantenau
Route: Rapperswil-Jona – Hurden – Pfäffikon – Luegeten – St. Meinrad/Etzelpass – Sihlboden – Hinterhorben – Galgenchappeli – Milchmanufaktur – Einsiedeln
Anreise: Zug nach Rapperswil
Infos: Dauer 5 Std.; Distanz 16,7 km; aufwärts 773 m, abwärts 300 m
Varianten: 2. Zum Start ein Frühstück oder ein Buurezmorge (jeweils sonntags) in der Milchmanufaktur, dann nach Rapperswil wandern. 3. Start bei der Busstation Abzw. Etzelpass Pfäffikon (zwei Stunden weniger).
Einkehr: Milchmanufaktur, Alpstrasse 6, Einsiedeln, Montag bis Sonntag 8 bis 18 Uhr, Führungen immer samstags 10.30 Uhr. Restaurant Olea im Seedamm Plaza, Pfäffikon. Gasthaus St. Meinrad, Etzelpass/Egg.
Rückreise: Zug ab Einsiedeln
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