Von Cholgrueb über Chüelmorgen nach Bruppenägerten
- Luftibus
- 20. Mai 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Juli 2020
Die Region Pfannenstiel ist ein grosser grüner Fleck im Betonteppich der Zürcher Agglomeration. Auf einer Wanderung von der Forch nach Meilen durchqueren wir Wälder, Moore, Blumenwiesen und Tobel.

Märchenlandschaft im Meilemer Tobel.
Auf den Wanderungen in der Region Zürich können wir auf das Mitnehmen von Proviant verzichten. Auch an unserer Route zwischen Forch und Meilen gibt es diverse Restaurants. Wir wollen uns gleich zu Beginn stärken und laufen vom Bahnhof Forch zum Gasthof Wassberg.
Dort serviert man uns unter anderem einen zarten Braten aus dem Zürcher Oberland. Gestärkt vom viergängigen Sonntagsmenü (70 Franken) nehmen wir den Weg auf den Pfannenstiel unter die Füsse. Wer sich jetzt noch nicht stark genug fühlt, kann einen zehnminütigen Abstecher an die Tägernstrasse in Aesch machen.
Dort hat die 2002 verstorbene Geobiologin Blache Merz den stärksten Kraftort der Schweiz gefunden. Seit sie dies in ihrem 1998 erschienen Buch „Ort der Kraft in der Schweiz“ geschrieben hat, pilgern viele Menschen zum Meditieren auf die Wiesen am Tägernhügel.
Chüelmorgen und Bruppenägerten
Von Forch oder Aesch aus gelangen wir über den Weiler Chaltenstein zur bewaldeten Cholgrueb. Dieser Flurname weist auf die Produktion von Holzkohle hin, mit der bis ins 19. Jahrhundert hinein Stadtzürcher Öfen geheizt wurden. Bei Hinter Guldenen gelangen wir auf ein Hochmoor, wo es derzeit viele Blumen (u.a. Dotter- und Schlüsselblumen) zu bewundern gibt. Hier entspringt der Küsnachter Dorfbach, der durchs spektakuläre Küsnachter Tobel in den Zürichsee fliesst.

Dotterblumen im Moor bei Hinter Guldenen.
Die Flurnamen am Pfannenstil sind ausgefallen: Über Chüelmorgen, Bruppenägerten und Guldener Höchi gelangen wir zum höchsten Punkt des Pfannenstils (853 Meter über Meer). Weil der Zürcher Hausberg fast rundherum bewaldet ist und kaum Aussichten bietet, laufen wir ohne Rast weiter bis zur Hochwacht. Hier besteigen wir den Turm, der bis vor 30 Jahren auf dem Bachtel gestanden ist und verweilen mit Ausblick auf Zürcher Oberland und Säntis.
Feuerpfanne auf dem Pfannenstiel
Ihren Namen hat die Hochwacht von einem Meldesystem, das im 17. Jahrhundert sehr verbreitet war. Eine Hochwacht bestand aus einem 20 Meter hohen, galgenartigen Gerüst, an dem eine schwingende Pfanne befestigt war.
In der Pfanne brannte ein Feuer, das mit Tannenreisig abgedeckt wurde und stark rauchte.
Innert einer Viertelstunde konnten so Rauchzeichen an die nächsten Hochwachten weitergeben werden. Fünf bewaffnete Männer aus Egg standen hier oben Tag und Nacht Wache. Insgesamt gab es um Zürich 23 Hochwachten, es gab sie in Orn am Bachtel, auf dem Albishorn und dem Uetliberg. Während des Deutsch-Französischen Krieges im Jahr 1870 kam dieses drahtlose Kommunikationssystem ein letztes Mal zum Einsatz.

Auf der Hochwacht gibt es einen Aussichtsturm. Er stand früher auf dem Bachtel.
Den Namen „Pfannenstiel“ hat der Hügelzug zwischen Zürich- und Greifensee übrigens nicht von diesen Feuerpfannen (es gab sie erst ein paar Jahrhunderte nach der ersten schriftlichen Erwähnung). Der Name entstand offenbar aus der Form des Hügels, der von Etzel oder Albis aus gesehen einem Pfannenstiel gleicht.
Auf dem Weg nach Toggwil sehen wir, dass die Bewohner der Region dieser grünen Oase im Agglo-Beton Sorge tragen. Das Naturnetz Pfannenstiel hat hier Bächlein gestaut und Biotope erschaffen. Beim Rappentobel wurde eine felsige Grube von wucherndem Unkraut befreit, damit sich der Glögglifrosch (auch Geburtshelferkröte) wieder ansiedeln konnte. Heimatschutz wird hier auch in der Kulinarik betrieben: Im Restaurant Alpenblick gibt es Koteletten und Zürigschnätztlets nach Grossmutterart.
Zum Abschluss aufs Schiff
Beim Weiler Toggwil führt unser Weg ins Meilemer Tobel. Auf seinen schmalen Pfaden, Brücken und Treppen wähnen wir uns weit weg von der Grossstadt. Wenige Meter vom Bahnhof Meilen entfernt verabschiedet uns ein prächtiger Fischreiher zurück in die Zivilisation. Wir schauen zu, wie er nach Forellen späht. Unsere stimmige Wanderung runden wir ab mit einer Schifffahrt von Meilen nach Rapperswil.

Die Wanderung führt in weniger als vier Stunden über den Pfannenstiel. Bild Screenshot SchweizMobil
Informationen
Route: Forch – Cholgrueb – Guldener Höchi – Hochwacht – Toggwil – Meilemer Tobel – Ruine Friedberg – Meilen
Infos: Dauer 3,5 - 4 Std..; Distanz 14 km; Höhendifferenz 349 m aufwärts, 606 m abwärts.
Einkehr: Restaurant/Hotel Wassberg, Forch, gepflegte gut-bürgerliche und regionale Küch, täglich geöffnet.
Restaurant Hochwacht, Pfannenstiel, gutbürgerliches Ausflugsrestaurant, täglich geöffnet.
Restaurant Alpenblick, Toggwil, kultiges, aus der Zeit gefallenes Restaurant, Küche nach Grossmutterart. Freitag bis Dienstag.
Wirtschaft zur Burg, Meilen, sehr gutes Gourmet-Restaurant mit wunderschöner Gaststube. Mittwoch bis Sonntag.
Anreise: S-Bahn nach Forch. Rückreise: Mit Schiff oder S-Bahn ab Meilen.
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